ein wunderschönes Wochenende!
30. Mai 2022
Wenn ich unser schönes Wochenende mit unseren Freunden, in Todtmoos revue passieren lasse, dann bin ich vor allem glücklich. Ich habe natürlich im Vorfeld einige Bedenken gehabt. Nicht wegen den Freunden, sondern wegen mir! Dass ich locker bleibe, dass ich mich für mich einsetzen kann, wenn ich z.B. müde werde, mich nicht mehr konzentrieren kann oder einfach zuviel im Kopf habe, dass ich nicht anecke und doch authentisch sein kann. Typisch ich: viel zuviele Gedanken im Vorfeld, welche nicht nötig gewesen wären… Ich liebe es, wenn man sarkastische, ironische, zuweilen schwarzhumorige Witzchen machen kann und die Menschen verstehen es. Etwa so, wie mit meiner Schulfreundin. Ich liebe das. Wir kennen unsere Freunde ja noch nicht so lange und man weiss nicht, welche Interessen sie hegen, wenn sie an einen fremden Ort fahren: gefällt ihnen unser kleines Nest Todtmoos und wie finden sie uns und das, was ich mir als Programm überlegt habe… Wir waren vor allem draussen, in der wunderschönen Natur des Südschwarzwald. Ich bin schon wieder ganz fit unterwegs, mag Steigungen wieder erklimmen, wandere auch 2,3,4 Stunden. Lasse meine naturverliebten Blicke durch die Gegend schweifen, erblicke Naturgeister und Elementarwesen, lausche den Grillen und finde die Magerwiesen wunderschön! Zu Viert unterwegs zu sein, zu plaudern, sich auszutauschen, das ist etwas, das mir einfach Freude ins Herz bringt, das mich erfüllt! Beim Verabschieden meinte unser Freund: gell, wir bleiben dran! Wir beiden Krebspatienten bleiben dran, uns erfolgreich auf unsere Seite zu schlagen, den Krebs anzunehmen und ihn als Lehrer zu betrachten… Ich habe eine Geste mit der geballten Faust gemacht, als wollte ich sagen: ja klar, wir sind stark!
(DANKE, ihr Lieben, für diese schöne gemeinsame Zeit!!!)
Ja, ich fühle mich auch stark, körperlich, was mich glücklich macht, aber im Moment stecke ich in einer Endlosschleife, spüre Widerstand. Ich wehre mich dagegen, wieder ins alte Hamsterrad einzusteigen. Wenn ich schreibe, dass ich mich wehre, dann mucke ich auf: Widerstand ist keine gute Idee, er hilft niemals, in Frieden zu kommen! Ich struggle an allen Ecken und Enden. Meine Tage haben wiedermal zu wenig Stunden, ich möchte so viel machen und komme einfach nicht dazu. Ich habe Akupunkturtermine, Gesprächstherapie, hier etwas und da noch etwas… Alles Dinge, die mir gut tun, nur der Termin selber, dieses Ausgebuchtsein, das tut nicht gut! Meine Mentorin meinte: sag ab, sag alle Termine ab, denn wenn sie dich stressen, braucht es eine Pause, dann können sie nicht gut tun!
Immer dasselbe Gejammer, aber ich erkenne, dass ich halt immer wieder und gerade intensiv an meinen Themen anstehe! Geht es dir nicht auch so, dass du denkst, du hättest ein Thema nun verstanden, sodass es nicht mehr auftauchen müsste? Meinen Klienten sage ich stets: Wir sind nicht hier um Themen abzuhaken, sondern um sie zu verstehen und schlussendlich mit ihnen Frieden schliessen zu können. Ich weiss durch meine Erkrankung verstärkt, dass ich mich für mich einsetzen darf, sogar ohne Rücksicht auf Verlust. Aktuell ist es das Thema: wie kann ich all die Verpflichtungen, Anfragen und ein Treffen, all die schönen und willkommenen Möglichkeiten unter einen Hut bringen? GAR NICHT! Weil ich dann nur noch keuche und renne. Ich schaffe es kaum, eine Anfrage zu einem Spaziergang, zu einem Kaffee, zu einem Treffen abzusagen, weil ich denke, es steht ja dann dennoch an. Ist es nicht gescheiter, es abzuhaken? Natürlich. Abhaken, das kenne ich, das kann ich und es brachte mich an einen Punkt, an dem mir mein Leben keine Freude mehr machte (und während ich es schreibe, sagt mein innerer Kritiker: du bist soooo undankbar, du hast alles, ein tolles Leben und redest davon, dass es dir keine Freude mehr machte! Aber auch, schäm dich!) und genau wegen diesem Bedürfnis, abhaken zu wollen, erkenne ich, dass ich den alten Mustern aufgesessen bin.
Heute ist Neumond! Die beste Gelegenheit, heute etwas zu verändern!
Ich möchte niemanden vor den Kopf stossen, möchte auch niemanden verlieren und würde mich auf jedes einzelne Treffen wirklich freuen, aber eben, alles zusammen geht nicht, es ist zuviel, ich muss STOP sagen. Ich freue mich so, dass ich wieder so fit bin, ich geniesse es, wandern zu können, velofahren zu können. Ich bin so gern in der Natur und brauche diese Möglichkeit, alleine mit mir zu sein. Ich will wieder vermehrt in Todtmoos sein, ohne die ganze Zeit einer Therapie oder einem Termin im Kalender nachrennen zu müssen.
Eine Freundin erzählt mir gerade, wie sie Zeit für sich braucht und sich diese nimmt… Sie hat geschnallt, dass es möglich ist, sich zurückzuziehen, auch wenn das nicht alle verstehen und eventuell nicht mehr so nah sind deswegen oder sogar gekränkt darauf reagieren. Warum kann ich das nicht auch so konsequent durchziehen? –> weil ich eben niemanden kränken möchte…
Ich muss viel mehr Mut haben, unter Umständen Menschen auch zu verärgern, auch wenn ich das nicht möchte… Ich habe den Mut, mich mit Krebs auseinanderzusetzen, aber nicht den Mut, für mich um Zeit zu bitten?
Kennst du ein solches Dilemma auch? (ich wollte aus die Mehrzahl von Dilemma aufschreiben. Klar könnte ich nachschauen. Aber heisst es Dilemmen? Dilemmas? 🙂 ich muss darüber lachen! (Dr. Google weiss es: Dilemmata, aber Dilemmas geht also auch!)
Und nun schrieb eine wunderbare Kräuterfrau, wie gut es gut, sich an die Sonne zu legen und den Bauch mit Helligkeit, Heiterkeit und Sonnenwärme zu füllen und ich glaube, genau, das mache ich jetzt…
Fazit: mir geht es aktuell meist gut, ich fühle mich voller körperlicher Kraft, spüre meine Narben am Bauch jeden Moment, aber das ist, damit ich präsent und achtsam mit mir bin.