Frei – Freisein – Freiheit
28. Juni 2023
als ich loszog und mich auf meine Tour machte, wählte ich das Thema Freisein für den letzten Blog vom 15. Juni und fühlte mich auch wirklich frei wie ein Vogel in meinem kleinen Auto unterwegs, wunderschöne Landschaften vor dem Auge, ein leichtes Herz, immer ein Liedchen auf den Lippen… Ich gewöhnte mich relativ schnell an meinen eigenen gemächlichen Rhythmus, den ich sehr schätzen konnte. Meine Zeit, meine Tour, meine Entscheidungen, meine Grenzen, mein… meins… alles ich!
Die Erlebnisse haben sich tief und dankbar in mein Herz gebrannt. Ich bin überwältigt von der Schönheit, die ich auf fast 3000 km erblicken durfte!
Das Heimkehren in den Alltag ist jedoch so sicher wie das Amen in der Kirche.
Nicht so einfach und auch nicht mit absoluter Glückseligkeit, bremste ich mich beinahe wieder in den Alltag zurück. Kaum zur Haustüre rein, begegnet man einem Stapel Post und einigen Telefonaten, die erledigt werden müssen. Wäsche ist zu waschen, der Koffer will versorgt sein, einzukaufen ist auch und… ja, der Alltag hat einen schnell am Wickel und der Wind zieht an. Leo ist noch nicht zuhause, denn auch er ist Alltag und so sehr ich mich auf meinen Buben freue, so sehr ist mir bewusst, dass er in seinem Alter immer mehr Aufmerksamkeit braucht. Er muss strenger raus, braucht seinen gewohnten Tagesablauf und das setzt mir Termine, schränkt meinen Bewegungsradius ein und setzt mir Grenzen, die ich nicht gerne akzeptiere. Ich stolpere immer wieder, seit Jahren über diese Hürde „zurück in den Alltag“, die mich Kraft und auch ein bisschen meiner vorherigen Freude kostet.
Heute morgen habe ich lange über diese Thematik nachgedacht und mich gefragt, wie ich mich aus diesem „Alltag“ lösen kann und ich dachte an Dietrich Bonhoeffer, welcher die schönsten Lieder über Freiheit im KZ, in Kriegsgefangenschaft geschrieben hat. Sein Geist und seine Seele waren frei… und ich gräme mich tatsächlich darüber, im Alltagstrott gefangen zu sein?
In „the work of Byron Katie“ lernten wir zu lieben, was ist… Alltag IST! Daraus kann ich mich gar nicht schälen, auch wenn ich es krampfhaft versuche, denn der Alltag findet statt, wie das Wetter.
Ich kam also zu dem Schluss, dass Freiheit wirklich bei mir selber ihren Anfang nimmt, im Herzen und dass äussere Einflüsse mit Freiheit nichts zu tun haben! Der Alltag kann frei sein, absolut, sogar der begrenzteste Alltag (was mit regelmässigen Chemotherapien und sonstigen Terminen im Bezug auf meinen Zustand eh Grenzen setzt)! Ich selber setze Begrenzungen, Bewertungen und Entscheidungen, denn das alles wird von meinem Verstand geregelt, der sich natürlich gerne mit Bewertungen auseinandersetzt, der schnell ist, wenn es darum geht, erlernte Überzeugungen und Glaubenssätze wie Mantren aufzusagen und der mir weismachen will, dass ich eingeschränkt bin, nicht frei.
Meine Freiheit beginnt im Herzen und weitet sich zum Verstand aus und zeigt, dass keine Begrenzung mich wirklich steuert, ausser ich lasse es zu!